Handlungsanleitungen: (M)Ein Verein für alle!

Handlungsanleitungen (Checklist) für mehr Geschlechtervielfalt & sexuelle Vielfalt in deinem Verein bzw. deiner Sportorganisation

INTRO

Die vorliegenden Handlungsanleitungen sollen Vereine und auch Verbände im Breitensportbereich dabei unterstützen, Ausschlüsse und Barrieren abzubauen und sich für Menschen aller geschlechtlichen & sexuellen Identitäten zu öffnen. Ein Verein oder Verband, der alle Menschen mitdenkt und willkommen heißt, ist eine große Bereicherung. Der Schwerpunkt liegt auf Maßnahmen, die einfach und praktikabel sind, kaum Ressourcen brauchen, so dass sie auch tatsächlich im Breitensport umsetzbar sind.

Letztlich können davon alle nur profitieren! Werte wie Respekt, Schutz vor Ausschluss und Diskriminierung sind nicht nur grundlegende Menschenrechte, sondern etwas, das allen etwas bringt: Mehr Vielfalt im Verein bringt mehr Sportler*innen, mehr Zufriedenheit und Identifikation mit dem Verein. Soziale Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe lässt Kinder und Jugendliche zu glücklichen Menschen werden, und langfristig können durch ein respektvolles Umfeld auch bessere sportliche Leistungen erzielt werden.

Ziel ist es, dass es für Menschen, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts, oder geschlechtlichen oder sexuellen Identität, Hautfarbe, sozialen Herkunft oder Religion, möglich ist, jenen Sport sicher ausüben zu können, den sie lieben.

FAIRPLAY – INITIATIVE FÜR VIELFALT & ANTIDISKRIMINIERUNG
· @fairplayinitiative · https://www.fairplay.or.at


Wir alle können einen Beitrag leisten, Schritt für Schritt!

Relevante Begriffe und Definitionen

Das Thema geschlechtlicher und sexuelle Vielfalt umfasst sehr viel – von sexueller Orientierung über Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale bis meiner gelebten Identität. Mehr zu den relevantesten Begriffen und Konzepten findest du in unseren -> FACTSHEET VIELFALT

Geschlechtervielfalt im Alltag des Sports umzusetzen, stellt uns vor Herausforderungen, für die wir versuchen wollen, gemeinsam Lösungen zu suchen. Diese können sehr verschieden aussehen und klar ist, dass wir nicht von heute auf morgen alles ändern können. Aber wir können uns dem Thema offen stellen und gemeinsam schauen, an welchen Schräubchen gedreht werden kann, um Barrieren auf den verschiedenen Ebenen des Sports abzubauen. Veränderung entsteht durch die Auseinandersetzung mit einem Thema, auch kleine Schritte sind ein wichtiger Beitrag und auch einmal in die falsche Richtung abbiegen, gehört leider dazu.

Hintergrund & warum der Sport etwas tun sollte

Aktuell werden Menschen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität vom Sport ausgeschlossen. Der Sport basiert auf der Vorstellung, dass es zwei eindeutige und unveränderliche Geschlechter gibt (Männer/Burschen & Frauen/Mädchen), doch die Realität ist vielfältiger. Zum Beispiel gibt es Trans* und Intergeschlechtliche Personen oder Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen können oder wollen (nicht-binär). Der Breitensport hat die Aufgabe, für alle da zu sein und allen Menschen sportliche Betätigung zu ermöglichen. Deshalb sollten sich Vereine und Verbände überlegen, wie sie inklusiver werden könnten und Ausschlüsse gesellschaftlicher Gruppen möglichst reduzieren.

Warum Vereine & Verbände etwas tun sollen/müssen: Vielfalt & Antidiskriminierung, hier insbesondere Geschlechtervielfalt, sind Themen, mit denen sich der Sport auf allen Ebenen auseinandersetzen muss:

  • Es gibt Menschenrechte und das Recht auf Teilhabe und Inklusion gilt auch für den Sport
  • Es gibt den Bedarf und die Nachfrage seitens aktuell ausgeschlossener Gruppen.
  • Es gibt eine klare Handlungsaufforderung seitens des IOC an die internationalen Fachverbände, sich sportartspezifische Lösungen zu überlegen, die einerseits sinnvoll für den Sport und andererseits inklusiv und antidiskriminierend sind.
  • Als Verein kann ich Mitglieder & Akzeptanz gewinnen und leiste einen wesentlichen Beitrag zu einer offenen, vielfältigen Gesellschaft.

Mehr zum Hintergrund und warum das alles ein Thema für den Sport ist findest du hier -> FACTSHEET VIELFALT

Jede Sportorganisation, jede Sportart, ist verschieden und sie können auf verschiedenen Ebenen handeln – und alle leisten einen wesentlichen Beitrag. Vereine können sich z.B. in ihrem Trainingsalltag öffnen und ihr Sportangebot inklusiv gestalten, Fachverbände können Vorbildwirkung haben, Trainer*innen weiterbilden und Regulative anpassen, Dachverbände können ihre Vereine in diesem Prozess beraten und unterstützen und gemeinsam mit der Sportpolitik Förderungen und Richtlinien gegen Ausschlüsse von Menschen im Sport gestalten.

Best Practice Beispiele aus Europa

-> Europaweiter Beispiele, was auf verschiedenen Ebenen für mehr geschlechtliche und sexuelle Vielfalt getan wird, findest du hier, in unserem –> GOOD PRACTICE REPORT

Zum Beispiel die beiden Verbände Skate Austria und der Deutsche Fußballverband, oder die Vereine ballerin*s oder Vienna Roller Derby

Wie es trans* und nicht binären Menschen im Sport gehen kann

Wer mehr zum Thema Sport & Geschlecht wissen will, und wie es trans* und nicht binären Menschen aktuell in vielen Sportvereinen geht und mit welchen Barrieren sie konfrontiert sind, kann in der Broschüre „Teilhabe von trans* und nicht-binären Menschen am Sport“ (Netzwerk Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW 2022) nachlesen.


ALLGEMEIN


Was im allgemeinen bedacht werden sollte, und das Handeln vielleicht einfacher macht…

  1. Niemand erwartet, dass alles immer gleich funktioniert
  2. Wir können nicht alles wissen: Nachfragen, Dialog suchen, Bedürfnisse klären!
  3. Sich dem Thema offen stellen – irgendwann wird immer der erste Schritt gemacht
  4. Für manches gibt es keine Universal-Lösung – gemeinsam Wege suchen und ausprobieren
  5. Gemeinsam Fehler machen und daraus lernen ist ok – aus Angst vor Fehlern nichts zu tun, nicht!
  6. Vielfalt als Normalität und nicht als Sonderfall leben
  7. Holt euch Unterstützung von Expert*innen
  8. Dialog suchen: Einige LGBTIQ+ Menschen, die bereits in eurem Sportart aktiv sind, sind vielleicht bereit, euch dabei zu unterstützen, euren Verein offener zu gestalten

AKTUER:INNEN: Welche Stakeholder im Sport was tun können

  • Vereine: Angebote & inklusive Vereinskultur, Ansprechpersonen & Räumlichkeiten
  • Nationale Verbände: Trainer*innenausbildung & Weiterbildung; Regulative & Wettbewerbsregeln, Standards setzen & Vorbildwirkung
  • Dachverbände: Unterstützung und Begleitung, Aus- und Weiterbildung, Förderanreize
  • Internationale Verbände & IOC: internationale Wettbewerbe & Leitlinien (sowohl bindende als auch Empfehlungen)
  • Sportpolitik: Förderungen & Sanktionierungen, Richtlinien & Kriterien für Sportflächen
  • Infrastruktur & Sportstättenbau: Vielfalt in jeder Hinsicht mitdenken bei Neubauten; pragmatische Lösungen bei Bestand, Unterstützung in Planungen, Normen: ISO und ÖNORM
  • …. und noch mehr?

Ebenen der Inklusion

Auf folgenden Ebenen können Sportorganisationen handeln, um sich für Menschen aller geschlechtlichen und sexuellen Identitäten zu öffnen:

AGIEREN!
Welche pro-aktiven Maßnahmen kann ich setzen, wie kann ich mich als Verein/Verband offen und vielfältig positionieren?

Zum Beispiel …

  • Als Verein oder Verband eine klare Linie vertreten und kommunizieren – nach Innen und Außen: Klare und einladende Statements nach außen (Website, Flyer) & eine klare Haltung nach innen (Leitbild, Codices, Statuten, Selbstverpflichtungen, klares Vorgehen bei Fällen von Diskriminierung)
  • Kontakt- und Ansprechpersonen benennen und öffentlich machen
  • Aktionen setzen & Kampagnen durchführen, z.B. Statements posten zur Regenbogenparade, IDAHOT etc., bei Aktionswochen für Vielfalt mitmachen, Kapitänsschleifen, Aufdrucke auf Trikots, Banner die Haltung beziehen, am Platz aufhängen
  • Möglichst inklusive Garderoben-, Toiletten- und Duschsituationen gestalten, die allen (!) einen sicheres Umfeld ermöglichen

REAGIEREN!
Was mache ich wenn es zu einem Problem kommt, oder bei einer Anfrage?

Zum Beispiel …

  • Offenheit & Nachfragen
  • Nach Bedürfnissen fragen
  • Einladen & gemeinsam konkrete Lösungen suchen
  • Nichts versprechen was nicht einzuhalten ist
  • Es müssen noch keine fertigen Lösungen da sein – aber Offenheit, um gemeinsam Barrieren anzuschauen und abzubauen
  • Buddys anbieten: Peers, die neue Vereinsmitglieder begleiten, ihnen alles erklären und für Rückfragen da sind

UNTERSTÜTZEN!
Wie unterstütze ich LGBTIQ+ Personen in meinem Verein

Zum Beispiel …

  • Kontakt- und Ansprechpersonen benennen und öffentlich machen (Plakate am Platz, Website etc.)
  • Rückzugs- und Schutzräume schaffen
  • Allgemeine Bewusstseinsbildung aller Vereinsmitglieder für Vielfalt und Antidiskriminierung (Homo-, Trans-, und Interfeindlichkeit ist kein Problem der davon Betroffenen, sondern aller!)
  • Erfahrungen und Themen von LGBTIQs ernst nehmen
  • Vorbilder sichtbar machen
  • Nachfragen, ob und was für Unterstützung es braucht; Dialog suchen und Empathie zeigen
  • Peer-Unterstützung organisieren

Checklist

Folgende Maßnahmen können konkret gesetzt werden, um Barrieren abzubauen und Geschlechtervielfalt zu ermöglichen. Es geht nicht darum, alle diese Maßnahmen umzusetzen und es sind auch nicht alle Empfehlungen gleich relevant für alle Sportortganisationen. Es geht darum, sich hier Ideen zu holen und sich jene Maßnahmen herauszunehmen, die relevant und umsetzbar für die eigene Organisation sind und einen eigenen kleinen:

Öffentlichkeitsarbeit & Angebot: Eine Willkommenskultur für alle Geschlechter und Sexualitäten schaffen
  • Klare und einladende Statements nach außen (Website, Flyer): Zielgruppen explizit ansprechen auf Websites, Flyern usw. – durch Wort & Bild
  • Sichtbarkeit: Geschlechtervielfalt auf Infomaterial und Außenauftritt aber auch nach innen sowie am Platz oder in der Kantine sichtbar machen
  • Vorbilder & Identifikation: Vorbilder im Verein oder in der Gesellschaft nutzen, um Menschen in ihrer Vielfalt zu bestärken (Testimonials)
  • Neue und vielleicht eigene Angebote schaffen, die offen für alle sind
  • Sprache: Verwendung einer möglichst offenen Sprache, die alle anspricht und keine Geschlechterstereotypen transportiert oder diskriminiert (Witze oder Beschimpfungen z. B,)
  • Aktionen setzen & Kampagnen durchführen
Inklusive und antidiskriminierende Regulative, Regeln & Dokumente: Alle Sportakteur*innen vor Diskriminierung & Übergriffen schützen
  • Sportplatz-Regeln für alle, die die Sportanlage betreten
  • Schutz vor Diskriminierung in den Statuten, Leitbildern oder Satzungen verankern: z. B. Antidiskriminierungsparagraphen

    Jede Organisation hat etwas wie eine „Organisationsphilosophie“, die sich in Satzungen, Statuten oder Leitbildern widerspiegelt. Dort sollten auch klare Statements gegen Diskriminierung und für Vielfalt verankert werden. Wichtig ist, Diskriminierungsformen auch konkret benennen. Die Erfahrung zeigt, dass, je allgemeiner und „schwammiger“ etwas formuliert wird, desto weniger können Organisationen daran festgemacht werden und desto weniger verpflichtet es zum Handeln/aktiv werden.

    Zum Beispiel: Antidiskriminierungsparagraph in den Vereinsstatuten:

Quelle: Vereinsstatuten des ASK Erlaa Torpedo 03

Interventions- und Handlungsschema bei diskriminierenden und/oder übergriffigen Vorfällen -> Sicherstellen, dass alle in der Organisation das auch kennen!

Awareness- und Schutzkonzepte sind ein wesentliches Werkzeug, um organisationsspezifische Leitlinien, Präventionsmaßnahmen und auch Vorgehensweisen bei Übergriffen festzulegen und im Verein/im Verband zu kommunizieren. Schutzkonzepte umfassen viele Themenbereiche wie z.B. Kinderschutz, Schutz vor sexualisierter Gewalt oder eben Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder Sexualität. Für Frauen und Mädchen sowie Angehörige von Minderheiten oder Kinder besteht aufgrund der Machtverhältnisse ein erhöhtes Risiko, zu Opfern von Übergriffen und Missbrauch zu werden. Entsprechend klar müssen diese Gruppen präventiv geschützt werden, um möglichst wenig Nährboden für Gewalt zu bieten.

Beispiele:
=> Beratung und Unterstützung zur Erstellung von Schutzkonzepten bietet 100% Sport, das österreichische Zentrum für Gendergerechtigkeit und Safe Sports: Kinderschutz durch Schutzkonzept
=> Kinderschutzkurse von UEFA/ÖFB

Wettbewerbsregulative möglichst so gestalten, dass alle, die die Leistung erfüllen, mitmachen können!

Aufgrund der Verschiedenheiten, wie Sportarten funktionieren und was zu einer Top-Leistung in einer Sportart beiträgt, können Lösungen hier sehr verschieden aussehen! Ein paar allgemeine Gedanken:

=> Darüber nachdenken, welche Kategorien es für einen interessanten Bewerb braucht und ob Geschlecht dort eine relevante Kategorie ist -> Nachdenken über Leistungsgruppen
=> Internationale Vergleich ansehen – z.B. inklusives Spierecht des Deutschen Fußballverbandes, Leistungsgruppe von Skate Austria, etc

Positive Beispiele Nationaler Fachverbände:
Deutschen Fußballverbandes
Skate Austria

Das Thema der Regulative betrifft vor allem das Thema Geschlechtervielfalt, da die meisten Sportarten nur Männer und Frauen an ihren Wettkämpfen teilhaben lassen, und darunter auch verschiedenes verstehen. Sportarten sind sehr verschieden und alle wollen einen interessanten Wettkampf, wo sich Athlet:innen miteinander messen auf einem ähnlichen Niveau. Im Moment gibt es in den meisten Sportarten keine offiziellen Regelungen, in welchen Bewerben Trans*, Inter* oder nichtbinäre Personen mitmachen können bzw. fehlen die entsprechenden Bewerbe. Andere Sportverbände wir World Aquatics schließen Menschen, die nach der Pubertät ihr (körperliches und legales) Geschlecht an ihr gewünschtes anpassen, dezidiert aus.

Dokumente überarbeiten und alle ansprechen, z. B. Mitgliedsanträge, Formulare, Verträge, Anschreiben und sonstige Dokumente sprachlich einer vielfältigen Realität anpassenInterventions- und Handlungsschema bei diskriminierenden und/oder übergriffigen Vorfällen -> Sicherstellen, dass alle in der Organisation das auch kennen!

Zum Beispiel: Vielfältige Lebensrealitäten im Anmeldeformular mitdenken!

Antrag auf Vereinsmitgliedschaft des ASK Erlaa Torpedo 03

Athlet:innen, Vereinsmitglieder & -mitarbeiter:innen: Ein sicheres Trainingsumfeld ist Aufgabe aller
  • Bewusstsein schaffen & Bildungsmaßnahmen: Trainer*innen und Funktionär*innen weiterbilden, sensibilisieren & ihnen Werkzeuge mitgeben

    Zum Beispiel:
    => Weiterbildungsangebote bei Dach- und Fachverbänden anfragen, externe Organisationen kontaktieren (je nach Thema fairplay oder diese hier). Schulungen und Workshops ins Haus holen, zu Weiterbildung ermutigen und ermöglichen, ggf. Kosten übernehmen
    => Verbände: Vielfalt, Gewaltschutz & Geschlechtervielfalt in den Trainer*innenausbildungen verankern

  • Code of Conduct“ (Verhaltenscodex) für alle Mitglieder des Vereins (Funktionär:innen, Trainer:innen, staff, Athlet:innen, Platzwart)Bewusstsein schaffen & Bildungsmaßnahmen: Trainer*innen und Funktionär*innen weiterbilden, sensibilisieren & ihnen Werkzeuge mitgeben

    Zum Beispiel:
    => Die Charta für geschlechtliche Vielfalt unterschreiben!

  • Repräsentation der im Verein vertretenen gesellschaftlichen Gruppen auf allen Ebenen des Vereins: Nur so können Entscheidungen getroffen werden, die die Perspektiven aller Vereinsgmitglieder mitdenken

    Frauen und Mädchen, Trans*/Inter*/nicht-binäre Personen (TINs), Lesben und Schwule, Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, verschiedenen Alters und verschiedener Herkunft und Religion ermutigen und berücksichtigen, sich nur nicht nur als Aktive sondern auch als Trainer*innen, Funktionär*innen, Obleute in Verein und Verband zu engagieren.

  • Ansprechpersonen/Ombudsstellen schaffen für Probleme, die aber auch präventiv aktiv werden (Kinder- und Gewaltschutz, bei Diskriminierung, Problemen im Verein oder mit Peers etc.)

    Zum Beispiel:
    => der Österreichische Fußballbund und die Österreichische Fußball Bundesliga haben den Verein “Fußball für Alle” mit der Ombudsstelle Homophobie ins Leben gerufen. Hier können sich Menschen im Fußball melden, die Fragen zum eigenen Coming Out oder allgemein dem Thema Homosexualität, Queersein oder Trans*, Inter* und nicht-binär im Fußball. Der Ombudsmann ist Oliver Egger, der sich als einer der wenigen aktiven Fußballer geoutet hat. Folder “Fußball für alle”
Trainingsalltag: Einen inklusiven Trainingsalltag gestalten, wo alle Sport machen können
  • Bewusstseinsbildung bei den Trainer:innen: Schulungen für alle beteiligten Akteur*innen zu den Themen Vielfalt & Respekt, Geschlechtervielfalt und Antidiskriminierung
  • Grundsätzlich neue Vereinsmitglieder offen willkommen heißen
  • Buddys anbieten: Peers, die neue Vereinsmitglieder begleiten, ihnen alles erklären und für Rückfragen da sind
  • Erfahrungen und Themen von LGBTIQ* ernst nehmen & Empathie zeigen
  • Normalität schaffen: alle sind da, um den Sport zu machen
  • Probleme/ unklare Dynamiken gleich ansprechen: zum Beispiel beim Zusammenkommen am Ende des Trainings kurze Reflektion

    Zum Beispiel: “Die Trainerin M des Fußballvereins Z lässt am Anfang des Training, gleich nach dem Aufwärmen, immer alle im Kreis zusammenkommen um kurz den Trainingsplan für die Einheit zu besprechen und das Match vom letzten Wochenende kurz nachzusprechen. Nach dem Training kommen auch immer alle im Kreis zusammen, die Trainerin sagt wie sie das Training gefunden hat, was gut geklappt hat und was weniger, und was als nächstes ansteht. Die Spielerinnen haben aucn immer die Möglichkeit, etwas zu sagen bzw. werden manchmal konkret angesprochen. Meist dauern die Besprechungen keine Minute. Beides – das Zusammenkommen VOR und NACH dem Training – wird auch genutzt, falls es sonstige Themen zu besprechen gibt, bzw. um Regeln und Umgansformenen des Vereins zu kommunizieren. Potentielle Probleme können hier besprochen werden.”

    Um Themen ansprechen zu können, braucht es erstmals geeignete Orte dafür. Das Beispiel oben zeigt, wie eine Trainerin Raum schaffen kann, das Probleme oder Fragen überhaupt aufkommen und besprochen werden können. Wenn es solche “Reflexionsräume” im Sportalltag grundsätzlich gibt, dann wird es auch eher passieren, dass Probleme angesprochen werden.
  • Überlegen, wie mit möglichen Fragen und Unsicherheiten des Teams umgegangen werden kann, ohne dass die Betroffene in die Bringschuld gerät

    Zum Beispiel: Eine neue Person zum Training kommt, die offen Trans* ist und auch möchte, dass das alle wissen. Wie kann ich als Vereinsvertreter:in Vorsorge treffen, dass das “Ankommen” gut und respektvoll passiert?

    => Überlegen, wie im Vorfeld und auch im Nachhinein mit der Trainingsgruppe gearbeitet wird, das „Thema aufgefangen“ wird: möglicherweise ausgewählte andere Spieler:innen im Vorfeld miteinbeziehen, mit Betroffener absprechen
    => Dem Team Zeit geben, sich auf eine neue Situation einzustellen– und gleichzeitig alle vor Diskriminierung schützen!
    => Team miteinbeziehen und auch ihnen die Chance geben, Fragen zu stellen z. B. an die Trainerin (nicht die neue Spielerin!); Fragen grundsätzlich zulassen – aber auch respektieren, wenn diese nicht immer beantwortet werden können/wollen. Die Verantwortung zur Beantwortung von Fragen zu Themen wie Geschlechtervielfalt liegt nicht in der Verantwortung der Betroffenen bzw. dürfen die „Betroffenen“ nicht mit deren Beantwortung/Bearbeitung allein lassen

    => so normal wie es für dich als Trainerin ist, so normal ist es auch für deine Gruppe!
  • Alle einbinden & informieren zum Thema Inklusion & Antidiskriminierung : Auch Kantinenbetreiber:innen, Platzwart:innen und Ordner:innen sind Teil der Vereinskultur und prägen diese entscheidend mit!
  • Elternarbeit: Eltern müssen in die Kommunikation miteinbezogen werden – nicht um sie mitentscheiden zu lassen, sondern möglichen Missverständnissen vorzubeugen und sie „ins Boot“ zu holen
  • Vorstellrunden mit Namen und Pronomen (z.B. „Ich bin Niki, meine Pronomen sind sie/ihr“, dann ist klar, dass ich als Frau gelesen werden will)
Räumlichkeiten & Infrastruktur: Räumlichkeiten auf Barrieren für trans, inter und nicht-binäre Sportler*innen überprüfen und machbare, kreative und tragfähige Lösungen entwickeln.
  • Möglichst inklusive Garderoben-, Toiletten und Duschsituationen: Bereitstellung eines sicheren Zugangs zu Toiletten und Umkleideräumen unter Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen

    Zum Beispiel: Toiletten-Beschilderungen

  • Rückzugs- und Schutzräume
  • Partizipation & Repräsentation: Räume und Sportplätze gemeinsam so gestalten, dass sich alle einbringen und wiederfinden können: z.B. Bilder aller Teams im Vereinsheim, Mitgestaltung bei Renovierungsarbeiten, gemeinsames Streichen und Bemalen von Wänden etc.
  • Grundsätzlich gerechte Verteilung der Trainingszeiten (unter Einbeziehung des Leistungsniveaus): Gleich viele und gute Trainingszeiten für alle Teams – Burschen und Mädchen usw. Sonst vermittle ich als Verein auch darüber eine Wertigkeit und werte manche (meist Mädchen und Frauen) ab!
  • Unisex Trikots & Trainingsgewand – da fühlen sich die meisten drin wohl!
Offene & Vielfältige Sport- und Vereinskultur: Eine Kultur der Unterstützung und des Respekts schaffen
  • Offene Diskussions- und Gesprächskultur: generell über Themen, die Spieler*innen betreffen sprechen, auch wenn sie nicht im engeren Sinne mit dem Sport zu tun haben
  • Mitsprache ermöglichen
  • Hierarchien / autoritäre Verhältnisse vermeiden
  • „Teamsprecher:innen“ bei den einzelnen Jahrgängen/Teams wählen lassen, die Probleme/Themen/Anliegen sammeln und weiterleiten können
Kooperationen
  • Expert:innen für Workshops mit den Athlet:innen einladen – z.B. fairplay Workshops oder Life Goals Projekt von Kicken Ohne Grenzen
  • Einbindung der LGBTIQ+-Community durch gemeinsame Freundschaftsspiele, Turniere, Einladungen: persönlicher Kontakt und Kennenlernen baut Vorurteile und Ängste ab
  • Lokale queere Veranstaltungen unterstützen, z. B. die Pride-Paraden
  • Sich als Verein als Teil einer größeren Gemeinschaft verstehen, Einrichtungen und Menschen der Nachbarschaft einbeziehen

Mehr Infos zu Beratungs- und Informationsstellen

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